Fragen an die Bürgermeisterkandidat*innen

Am 14. September 2025 wird im Extertal ein*e neue*r Bürgermeister*in gewählt. Diese Wahl ist richtungsweisend – auch in Hinblick auf Themen wie Umwelt, Trinkwasser, Mobilität, Energie, Digitalisierung und Soziales.

Als Grüne Extertal ist es uns wichtig, dass politische Entscheidungen vor Ort zukunftsfähig, transparent und ökologisch verantwortungsvoll getroffen werden. Deshalb haben wir die Bürgermeisterkandidat*innen gebeten, zu zentralen grünen Themen Stellung zu beziehen. Die Antworten zeigen, wie unterschiedlich die Vorstellungen für Extertals Zukunft sind – und wo es klare Positionierungen, aber auch Leerstellen gibt.

Mit dieser Veröffentlichung möchten wir einen Beitrag zur politischen Meinungsbildung leisten und deutlich machen, warum es im Gemeinderat eine starke grüne Stimme braucht. Denn unabhängig davon, wer Bürgermeister wird: Nachhaltige Veränderung gelingt nur mit einer Fraktion, die ökologische, soziale und demokratische Anliegen konsequent vertritt.

Hier finden Sie unsere Fragen – und die Antworten der Kandidaten im Wortlaut.

Umwelt & Landwirtschaft

Befürworten Sie die Weiterführung des Umweltausschusses in der neuen Wahlperiode?

Ralf Klemme:
Ich finde es wichtig, dass dieser Ausschuss besteht, möchte diesen allerdings in der kommenden
Legislaturperiode um ein Kompetenzteam Umwelt und Nachhaltigkeit ergänzen, um darüber eine
breitere Beteiligung und Integration der Extertaler Bürgerinnen und Bürger zu erreichen.

Josephine Dreier:
Ja, ich befürworte die Weiterführung. Umwelt- und Klimaschutz brauchen eine
feste Verankerung im kommunalen Dialog. Der Ausschuss bietet Raum für
fachliche Diskussionen und transparente Entscheidungen.


Christian Sauter:
Ein klares Ja, da ich die Arbeit des jetzigen Umwelt-, Energie und Betriebsausschusses als wichtig bewerte. Die Gestaltung der künftigen Ratsarbeit liegt aber allem in der Entscheidung des neuen Rates, damit auch der Zuschnitt der Ausschüsse. Wichtig ist auch, dass der neue Bürgermeister alle dann neu gebildeten Ausschüsse in ihren Zuständigkeiten unterstützt.

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie in Sachen Biodiversität?

Ralf Klemme:
Ich plane mehr Grünflächen, Parks und Naturerlebnisräume zu schaffen und bestehende Flächen zu
schützen, um die Biodiversität zu fördern und die Lebensqualität im Extertal zu verbessern. Dazu
können zum Beispiel bestehende Flächen, wie der stillgelegte Bereich des Friedhofs in Bösingfeld
hervorragend genutzt werden.

Josephine Dreier:
Förderung insektenfreundlicher Bepflanzung, Erhalt naturnaher Flächen,
Zusammenarbeit mit Landwirten für artenreiche Blühstreifen, und mehr
Umweltbildung – besonders in Schulen und Kitas.

Christian Sauter:
Konkrete Ziele sind hierbei vor allem bei Maßnahmen zu sehen, die neu umgesetzt werden, wo dieser Aspekt sogleich mitberücksichtigt wird, um Lebensräume und Artenvielfalt zu unterstützen. Dies betrifft gemeindliche Grünflächen ebenso wie technische Anwendungen. Zwei konkrete Ziele: 1. Das gute Beispiel fortsetzen, von momentan nicht mehr benötigter Flächen auf einem Friedhof zur Nutzung für Imker. 2. Die Straßenbeleuchtung sorgt für Sicherheit, aber bei neu zu beschaffenden Leuchtköpfen sollte neben der Energie- und Kosteneffizienz auch gleich die Insektenfreundlichkeit geprüft werden.

Wie soll die Bauverordnung zum Verbot von Schottergärten umgesetzt werden?

Ralf Klemme:
Die Gemeinde Extertal kann ein Schottergartenverbot durch verschiedene Maßnahmen umsetzen, wie
z.B. Bebauungspläne, Gestaltungssatzungen oder durch Anordnungen der Bauaufsichtsbehörde. Dabei können bestehende Schottergärten unter Umständen zum Rückbau verpflichtet werden, insbesondere wenn sie nach Inkrafttreten bestimmter Regelungen angelegt wurden. Dazu möchte ich u.a. auch das neu zu installierende Kompetenzteam Nachhaltigkeit zur Vorbereitung und Einbindung der Bürgerinnen und Bürger nutzen.

Josephine Dreier:
Aufklärung und Dialog sind zentral. Ich setze auf Beratung und Sensibilisierung
bei Neubauten, aber auch auf konsequente Einhaltung bestehender Regelungen
bei Neuerschließungen.

Christian Sauter:
Hier stehe ich zunächst zu dem Grundsatz, dass Eigentum selbst zu gestalten ist. Schottergärten finde persönlich nicht sehr attraktiv. Allerdings ist die gültige  Landesbauordnung zu beachten, die hierzu klare Regelungen trifft. Hier setze ich möglichst auf Aufklärung und Information der Grundstückseigentümer durch die Gemeinde.

Wie wollen Sie Baulücken erschließen, um weiteren Landschaftsverbrauch in Form von
Neubaugebieten zu vermeiden?

Ralf Klemme:
Wir haben in der laufenden Legislaturperiode ein Baulücken Kataster erstellt. Dabei hat sich gezeigt,
dass wirklich attraktive Grundstücke im Extertal nicht zur Verfügung stehen. Eine Möglichkeit, die aus
meiner Perspektive besteht, ist es das Ziel weiterzuverfolgen im Bereich der heutigen Pestalozzi Schule
mit Unterstützung von Investoren die Fläche neu zu ertüchtigen z.B. für einen Mehrgenerationen,
integrierten und Inklusiven Wohnbereich. Ein Kindergarten ist dort bereits entstanden.

Josephine Dreier:
Baulückenmanagement muss priorisiert werden. Ich will mit Eigentümern ins Gespräch kommen und gezielte Anreize schaffen – etwa durch erleichterte Bauanträge oder Beratung.

Christian Sauter:
Die Gemeinde Extertal wird in Zukunft auch Gebiete für Neubau benöꢀgen, das leitetet sich auch aus den beschlossenen strategischen Zielen ab. Zunächst sollte erstmal erfasst werden, welche Baulücken konkret bestehen. Daraus kann sich dann ein weiterer Bedarf ableiten.

In den strategischen Zielen 2030 haben sich alle Parteien für die Umgestaltung und Entwicklung des
Ortskerns verständigt. Zur Vermeidung von Clanstrukturen wurden in den letzten Jahren bei Verkäufen
von „Schrottimmobilien“ durch die Verwaltung das Vorkaufsrecht ausgeübt. Soll die Verwaltung unter
Ihrer Führung an dieser Praxis festhalten?

Ralf Klemme:
Mir persönlich ist es wichtig an diesem Vorgehen festzuhalten allerdings müssen wir parallel
nachhaltige Konzepte entwickeln, damit unser Ortskern entsprechend attraktiv wird, damit Menschen
sich entscheiden dort leben zu wollen. Dazu gibt es bereits erste gute Ansätze mit Unterstützung von
privaten Investoren und dem Kompetenzteam Ortskern.

Josephine Dreier:
Nein, erstmal nicht, evtl. zu einem späteren Zeitpunkt. Die vorhandenen sollten wir nach Möglichkeit erst verkaufen und nicht selbst bewirtschaften.

Christian Sauter:
Die strategischen Ziele für Extertal zielen unter anderem darauf ab, die Gemeinde als  attraktiven, nachhaltigen Wohnort für alle Generationen zu erhalten, vor allem durch Zuzug von Familien und Berufstätigen. Das Vorkaufsrecht sollte aus meiner Sicht nur  einzelfallabhängig und in engeren Grenzen genutzt werden, um die Gemeinde nicht zu finanziell und organisatorisch auf Dauer zu überfordern. Vor einer Entscheidung muss auch  klar sein, welche Absicht mit dem Objekt verfolgt wird und welche Folgekosten entstehen.  Weitere Maßnahmen gegen Clanstrukturen aus dem Ordnungs- oder Sozialrecht sind aber  erforderlich. Die unter anderem von mir vorgeschlagene Sicherheitskonferenz kann hier ein weiterer Baustein sein. Der Prozess für die strategischen Ziele bis 2030 war gut, und ich  unterstütze eine Zwischenbewertung sowie eine Fortührung der Ziele über 2030 hinaus.

In den letzten Jahren wurden öffentlich finanzierte Grünflächen geschaffen, deren fachgerechte Pflege
derzeit nicht gesichert ist, da im Bauhof kein Gärtner oder Gartenlandschaftsbauer beschäftigt ist.
Würden Sie einen Antrag unserer Partei zur Einstellung einer Fachkraft im Gartenbau unterstützen?

Ralf Klemme:
Ja, diesen unterstütze ich.

Josephine Dreier:
Ja. Fachgerechte Pflege ist langfristig günstiger als unsachgemäße Maßnahmen.
Die Grünpflege ist Teil der Lebensqualität – eine qualifizierte Kraft bringt
Fachwissen und Struktur.

Christian Sauter:
Grünflächenpflege ist immer ein Kritikpunkt in der Öffentlichkeit. Vor einer möglichen Einstellung eines Gärtners ist es mir wichtig, erstens ein Grünflächenkonzept auf Basis eines aktuellen Katasters aufzubauen und zweitens den Bauhof damit und mit organisatorischen Mitteln zu unterstützen. Zudem sollte eine Zurückhaltung geübt werden, weitere pflegeintensive Flächen zu schaffen. Prüfen sollte man auch externe Vergaben an örtliche Anbieter und ob es Weiterqualifizierungsmöglichkeiten gibt. Daraus entsteht eine  
Entscheidungsgrundlage.

Trinkwasser

Trinkwasser ist eins unserer wertvollsten Lebensmittel. In welcher Form wollen Sie sich dafür
einsetzen, unsere Wasserquellen zu schützen?

Ralf Klemme:
Den Trinkwasserschutz in unserer Gemeinde würde ich durch verschiedene Maßnahmen sichern, die
sowohl die Wasserressourcen als auch die Wasserversorgungsanlagen betreffen. Dazu gehören die
Einrichtung und Absicherung von Wasserschutzgebieten, die Überwachung der Wasserqualität, der
sparsame Umgang mit Wasser und die Aufklärung der Bevölkerung.

Josephine Dreier:
Grundwasserschutz hat Priorität. Dazu gehört der sorgsame Umgang mit Flächen, z. B. durch weniger Versiegelung, mehr Rückhaltungsflächen und enge Abstimmung mit den Wasserwerken.

Christian Sauter:
Der Schutz ist ein vordringliches Ziel, um sauberes Wasser zu gewährleisten. Insofern sollte dies insbesondere für die gemeindlichen Trinkwasseranlagen gelten. Hier gehört der bauliche Schutz im Nahbereich der Brunnen dazu, wie die konsequente Überwachung und Instandhaltung. Langfristig braucht es weitere Trinkwasserquellen, auch aufgrund der üblichen Fördermengenrückgänge bisheriger Brunnen: Entweder ein eigener neuer Standort oder in Kooperation mit einer Nachbarkommune.

Wie soll ein Wasserschutzkonzept bei Trinkwasserknappheit aussehen? (Befüllung von Pools,
Rasenbewässerung)

Ralf Klemme:
Ich würde auf dem bestehenden Wasserkonzept 2030 „Roadmap Zukunft Wasser“ der deutschen Wasserwirtschaft, die gemeinsam vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) entwickelt wurde, aufsetzen. Dieses adressiert die Herausforderungen und Veränderungen in der Wasserwirtschaft bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus, mit dem Ziel einer zukunftsfähigen Wasserversorgung. Die Roadmap 2030 ist eine Antwort auf die sich wandelnden gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und technologischen Bedingungen, die die Wasserversorgung beeinflussen. Sie beinhaltet eine Analyse von Trends, die Entwicklung von Visionen für die Wasserversorgung im Jahr 2100 und die Ableitung von Handlungsbedarfen und -optionen für eine zukunftsfähige Wasserwirtschaft. Damit haben wir eine „Blaupause“ für unser Extertal, mit der wir prüfen können, wo wir stehen, was wir weiterhin tun müssen und wie wir diese finanziell stemmen können.

Josephine Dreier:
Ja – mit klaren Richtlinien zur Priorisierung (Trinkwasser vor Rasen), ggf. saisonale Nutzungsbeschränkungen bei Engpässen, plus umfassende Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger.

Christian Sauter:
Hier gilt zunächst immer auch der Appell an die Eigenverantwortung besonders bei Trockenheit. Derzeit ist die Versorgungssicherheit gegeben in der Gemeinde. Ein Wasserschutzkonzept ist aber langfristig sinnvoll und muss bei Wasserknappheit auch neue Standorte oder weitere technische Lösungen berücksichꢀgen. Die Verbundleitung nach Rinteln hat sich bereits bewährt.


Energie

2027 läuft der Vertrag für unser Stromnetz aus. Soll die Gemeinde vom steigenden Stromverbrauch und
den Netzentgelten profitieren, indem sie das Stromnetz übernimmt? (E-Mobilität, Wärmepumpen)

Ralf Klemme:
Nein, die Gemeinde hat keine Erfahrungen und Kompetenzen dafür. Hier gilt es einen Partner zu
finden, ggf. regionalen Partner zu finden, mit dem dann sinnvolle und nachhaltige Konzepte diskutiert,
geprüft und in die Umsetzung gebracht werden. Das ist allerdings nur bedingt möglich, da abhängig
von der Anzahl der Bewerber auf unsere Ausschreibung. Wenn diese erarbeitet sind, sollten diese z.B.
in einem Kompetenzteam Nachhaltigkeit mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutiert werden
.

Josephine Dreier:
Eine Unternehmerische Tätigkeit ist vorerst nicht vorstellbar.

Christian Sauter:
Hier ist eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich. Dies wird beim kürzlichen Verkauf des Stromnetzes für die Beleuchtung deutlich, wenn es gleichzeitig Überlegungen zur Übernahme anderer Netze gibt. Ich habe 2013 die angestrebte kommunale Beteiligung an der Westfalen Weser Energie kritisch gesehen. Dennoch ist es wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der auch die Gas- und Nahwärmenetze einschließt. In der neuen Ratsperiode sollte es hierüber intensiv beraten werden und die Gemeinde Erfahrungswerte umliegender Kommunen einbeziehen.

Können Sie sich vorstellen ein Extertaler Windkraftprojekt umzusetzen und die daraus generierten
Einnahmen für die Förderung von Vereinen und Ehrenamt im Extertal zu verwenden?

Ralf Klemme:
Aus aktueller Betrachtung und Erfahrung muss ich feststellen, dass uns dazu die Ressourcen, die
Erfahrung und das Wissen in der Verwaltung fehlen. Mittelfristig auszuschließen ist das aus meiner
Sicht nicht. U.U. macht es Sinn sich mit den nordlippischen Kommunen in der kommenden
Legislaturperiode dazu auszutauschen und kooperative Ansätze zu finden.

Josephine Dreier:
Ja, wenn Standort, Umweltverträglichkeit und Beteiligung der Bürger stimmen. Einnahmen sollten dann in Gemeinwohlprojekte wie Ehrenamt, Vereine oder Klimaschutz fließen.

Christian Sauter:
Windkraft in Extertal ist häufig sehr striꢆg diskuꢀert worden, zuletzt in Silixen, der jetzige Flächennutzungsplan ist ein Kompromiss. Auch die Frage, ob es kommunale Aufgabe ist, selbst Betreiber zu werden und ob das geschilderte Modell rechtlich möglich ist, sind zu beantworten. Sehr offen bin ich, Möglichkeiten zur Forschung und Förderung auszuschöpfen, vor allem was Speicherung der Energie in Wasserstoff betrifft direkt an Anlagenstandorten betrifft.

Digitalisierung

Wie und wann wollen Sie das Onlinezugangsgesetz im Extertal umsetzen?

Ralf Klemme:
Ich würde das Onlinezugangsgesetz (OZG) durch verschiedene Maßnahmen umsetzen, wobei das
„Einer für Alle“-Prinzip (EfA) eine wichtige Rolle spielt. Dieses Prinzip ermöglicht es, dass eine Kommune eine entwickelte digitale Lösung für eine Verwaltungsleistung erstellt und diese dann von anderen Kommunen nachgenutzt werden kann, wodurch eine mehrfache Entwicklung vermieden wird. Das würde sich zum Beispiel in Zusammenarbeit mit den nordlippischen Kommunen anbieten. Weiterhin besteht die Möglichkeit auf externe Dienstleister zurückzugreifen, um bei der Digitalisierung unterstützt zu werden.

Josephine Dreier:
Ich werde prüfen, welche Leistungen bereits digital angeboten werden und wo es Nachholbedarf gibt. Ziel ist es, Verwaltungsprozesse bis 2026 deutlich zu vereinfachen und digital verfügbar zu machen.

Christian Sauter:
Möglichst zeitnah, um digitales Arbeiten voranzubringen. Hierbei setze ich auf interkommunale Zusammenarbeit. Das Ziel der interkommunalen Kooperation besteht darin, neben dem kontinuierlichen Austausch zu Digitalisierungsthemen den Außau von Kompetenzen sowie die Schaffung von Strukturen zu fördern, um gemeinsam Digitalisierungsprojekte umzusetzen. Sachstand: Nach einem Jahr Bilanz ziehen.

Wie wollen Sie Mitarbeiter:innen der Verwaltung und Bürger:innen in die Digitalisierungsprojekte
einbeziehen?

Ralf Klemme:
Die Mitarbeiter der Verwaltung sind aktuell unsere WissensträgerInnen. Sie kennen die Verwaltungsvorgänge und rechtlichen Anforderungen genau. Ein Ansatz kann sein, abgestimmt mit
den Mitarbeitenden und mit Blick auf die Kunden, die Bürgerinnen und Bürger, Pilotbereiche zu
definieren, mit denen gestartet werden kann, um so quick win Situationen zu erzeugen. Wenn diese
für beide Seiten gegeben sind, erhöht sich die Akzeptanz und damit auch die Umsetzungsmöglichkeiten bzw. -geschwindigkeit. Auch hier präferiere ich die begleitende die Einrichtung eines Kompetenzteams Digitalisierung unter Einbeziehung der Extertaler Bevölkerung und deren Kompetenz. Da damit die Wahrscheinlichkeit, über ein bereites Wissen verfügen und damit zielgerichteter arbeiten zu können, um ein Vielfaches größer wird.

Josephine Dreier:
Workshops mit Verwaltungsmitarbeitenden, Umfragen bei Bürgern, digitale Bürgersprechstunden. Digitalisierung funktioniert nur, wenn sie mitgetragen und verstanden wird.

Christian Sauter:
Ich habe beruflich mit diesem Thema gearbeitet und in bzw. mit Unternehmen Digitalisierungsprojekte begleitet. Meine Erfahrung zeigt, dass ein erfolgreicher Ansatz im Dialog, in Schulungen und in der Mitnahme der Mitarbeiter liegt – statt einer reinen „Top – Down“-Vorgehensweise. Oft haben diese auch die besseren Ideen aus der Praxis. Die Einbeziehung von Bürgern kann nur durch praxistaugliches System erfolgen. Besonders für das Ehrenamt (Genehmigungsprozesse, unterschiedliche Zuständigkeiten) kann hieretwas erreicht werden, indem es eine zentrale Zuständigkeit gibt und Anträge umfassend digital möglich werden.

Mobilität

Würden Sie befürworten, dass die Draisinenstrecke zwischen Silixen Bögerhof und Bösingfeld Bahnhof
als Radweg umgebaut wird?

Ralf Klemme:
Ein Umbau oder eine Anpassung dieser Strecke als Radweg macht für mich keinen Sinn, wenn wir es
schaffen, z.B. weiterhin Teststrecke für die Entwicklung der Monocabs zu bleiben und damit die Möglichkeit gewinnen, dass diese auf der o.g. Stecke Personen befördern. So fördert dieses die Mobilität für alle ExtertalerInnen, gerade auch für ältere MitbürgerInnen. Weiterhin entstehen damit Möglichkeiten und Maßnahmen zu nachhaltiger Fortbewegung und Mobilität. Für einen Radweg lassen sich aus meiner Sicht alternative Lösungen finden, die bereits im Kompetenzteam Radwege diskutiert werden.

Josephine Dreier:
Ja, grundsätzlich befürworte ich es, brachliegende Strecken für nachhaltige Mobilität zu nutzen – wenn Eigentumsrechte und Finanzierung geklärt sind. Allerdings wurden gerade erst Gelder Generiert für die Draisienen Strecke, also vorerst denke ich nicht an eine Umwandlung.

Christian Sauter:
Einen Radweg an der Strecke sehe ich eher als Möglichkeit, einen Umbau der Strecke selbst nicht. Diese ist nicht Eigentum der Gemeinde Extertal. Die Parallelität zwischen den touristisch attraktiven Punkten wie Draisine und Radweg ist wünschenswert. Ich habe mich für den Erhalt der Extertalstraße in ihrer jetzigen Form sowie die Gestaltung eines Bürgerradweges abseits eingesetzt. Wichtig ist, in Absprache mit den  
 Grundstückseigentümern die Planung voranzutreiben und Fördermittel zu sichern. Hier ist leider in den letzten Jahren zu wenig passiert.

Wann sind Sie das letzte Mal im Extertal Bus gefahren und wie wollen Sie den ÖPNV im Extertal
stärken?

Ralf Klemme:
Ganz ehrlich im September 2024 von Barntrup nach Bösingfeld. Es ist mein Ziel z.B. zusammen mit
unseren ortsansässigen Verkehrsbetrieben darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten zur Verbesserung machbar sind. Mir gefällt u.a. die Idee des Bürgerbusses in Kalletal. Oder eine Möglichkeit von CarSharing auf der Basis von Elektrofahrzeugen, wie es andere Kommunen vormachen. Das sind erste Ideen, die ich im Kopf habe. Auch dieses Thema würde ich gerne politisch breiter diskutieren, bewerten und danach Lösungssatze zu fördern, die u.a. z.B. auch aus einem Kompetenzteam Nachhaltigkeit kommen können.

Josephine Dreier:
Ich bin zuletzt mit dem Bus nach Silixen gefahren. Der ÖPNV muss verlässlicher, dichter getaktet und besser mit Schulen sowie Nachbarkommunen vernetzt sein. Jugendticket & Rufbus-Angebote sind wichtige Bausteine.

Christian Sauter:
Meine letzte Fahrt war am 16.09.2024, von Lemgo nach Almena mit Linie 901. Eine starke Stimme im Kreis Lippe ist erforderlich (Ausschreibung Linienbündel usw.). Alternativen wären ein Fahrdienst für Senioren oder ein Bürgerbus, hier gibt es gute Beispiele aus anderen Kommunen. Allerdings ist klar, dass ohne Individualverkehr, also ohne Auto, Mobilität auch auf Dauer nicht darstellbar ist. Innovative Lösungen wie autonomes Fahren sind Zukunftslösungen. Für das schienengebundene Projekt „Monocab“ habe ich mich noch in Berlin für eine umfassende Förderung eingesetzt.1

Soziales

Als neu zugezogener Bürger ist es schwierig bis unmöglich in den bestehenden Hausarztpraxen betreut
zu werden, wie wollen Sie diese Situation verbessern? (Mit Hinblick auf das Primärarztsystem)

Ralf Klemme:
Die Gemeinde Extertal kann das Primärarztsystem auf verschiedene Weisen unterstützen und sicherstellen. Dazu gehören die Förderung von Hausarztpraxen, die Ansiedlung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und die Gestaltung von Rahmenbedingungen, die die hausärztliche Versorgung attraktiver machen. Dazu ist die Verfügbarkeit von dazu benötigten finanziellen Mitteln im Haushalt notwendig, dieses ist eine politische Diskussion, die es zu führen gilt. Durch diese Maßnahmen können Kommunen einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung und zur Stärkung des Primärarztsystems leisten.

Josephine Dreier:
Meine Familie und ich sind selbst auch vom Ärtzemangel betroffen und somit hoffe ich auf eine Ansiedlung neuer/mehr Hausätze damit auch jedes Gemeindemitglied hier in unserer Gemeinde einen geeigneten Hausarzt hat.

Christian Sauter:
Die hausärztliche Versorgung ist sehr wichtiger Standortfaktor und im Interesse der Gemeinde, auch wenn diese nicht direkt zuständig ist. Unsere Hausärzte in Extertal leisten aus meiner Sicht sehr gute Arbeit. Ich möchte die Situation dahingehend unterstützen und verbessern, indem die positiven Umgebungsfaktoren gestärkt und bewahrt werden (Räumlichkeiten, Verkehrsanbindung). Die Ansiedlung neuer Ärzte ist zu unterstützen, insbesondere durch die baulichen und genehmigungsrechtlichen Möglichkeiten der Gemeinde. Kalletal ist mit der Ansiedelung des MVZ ein Beispiel gelungen.

Sehen Sie den kommenden Anspruch der Eltern auf einen OGS-Platz in Grundschulen gesichert bzw.
wie wollen Sie entsprechende Plätze bereitstellen?

Ralf Klemme:
Derzeitig sehe ich den Anspruch von OGS-Plätzen im Extertal als gesichert an. In der GS Silixen gibt es sogar noch freie Plätzen. In der GS Bösingfeld ist es derzeitig etwas angespannt. Wir werden bis Ende August 2026 u.a. eine neue Mensa an der Grundschule in Bösingfeld errichten. Weiterhin ist dieses Thema ein dauerhaftes, welches uns in der kommenden Wahlperiode beschäftigen wird. Wir müssen sehen, welche gesetzlichen Vorgaben u.U. noch dazu kommen. Dann gilt es gemeinsam mit allen Fraktionen darüber nachzudenken, wie diese erfüllt werden können. Eine Herausforderung dabei wird immer wieder die Bereitstellung von finanziellen Mitteln sein.

Josephine Dreier:
Der Anspruch ist absehbar – deshalb müssen wir Kapazitäten vorausschauend ausbauen, z. B. durch modulare Lösungen, Kooperation mit Trägern, und schnelles Handeln bei Personalgewinnung. Die OGS ist enorm wichtig, immer mehr Kinder gehen in eine OGS da die Eltern meist beide berufstätig sein müssen auch mit Blick in die Zukunft werden eher mehr OGS-Plätze als gebraucht als das ein Rückgang absehbar wäre. Eine Umgestaltung der Klassenform in eine Reine Ganztagsklasse wurde bereits von der Grundschule Bösingfeld im Schulausschuss angesprochen und auch befürwortet.

Christian Sauter:
Ab August 2026 gilt das für alle Grundschulkinder der ersten Klassen, und bis zum  Schuljahr 2029/30 wird es stufenweise für alle Grundschüler eingeführt. Die Teilnahme ist allerdings freiwillig. Leider ist das ein Fall von übergeordneten Beschlüssen, bei dem die Kommune die Umsetzung und Kosten Mitübernehmen (Infrastruktur, Räume etc.) muss, ohne dass es einen vollumfassenden finanziellen Ausgleich hierfür gibt. Der Anspruch nach Bundesrecht richtet sich gegen den öffentlichen Jugendhilfeträger (Kreisjugendamt), der letztlich für die ausreichende Anzahl an Ganztagsplätzen verantwortlich ist.

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